Das Ding mit dem heiligen Zapfen

– oder –

wie man sich über Beute definiert!

Während ich hier im Garten fast schon meditativ die letzten Blätter zusammenfege und überlege wie ich einen Artikel übers Apportieren und was dabei bei Mensch und Hund vor sich geht am besten anfange, liefern mir die beiden bärtigen Mädels eigentlich den perfekten Einstieg für einen Themenschwerpunkt, den Umgang mit der Beute und wie sich Hunde darüber, auch dem Menschen gegenüber, definieren.

Beide schnöven durch den Garten, schauen wer diese Nacht so alles hier war. Igel und Fuchs werden sich sicherlich die Klinke mal wieder in die Hand gegeben haben. Die letzten verschrumpelten Äpfel und Walnüsse liegen zwischen dem Laub auf der Wiese. Ein wahres Festmahl für alle tierischen Besucher die es hier her verschlagen hat.

Scheinbar ganz in ihrem Tun versunken wirft das Julchen, einen Tannenzapfen in die Luft, rollt ihn ein bisschen mit der Nase vorwärts, probiert sich im Mäuselsprung und lässt ihn dann einfach liegen und setzt sich einen Meter entfernt hin. Es scheint als hätte sie das Interesse am Zapfen verloren.

Natürlich ist diese kleine Jagdsequenz der kleinen Friedawutz nicht entgangen. Aus einiger Entfernung hat sie sich das ganze angeschaut. Ihr Interesse ist geweckt. Das Gesprächsthema der Damen ist definiert: Es geht um diesen einen Zapfen (nicht das hier noch zehn andere auf dem Boden liegen würden).

Leichtfüßig trabt die kleine Wutz heran, steuert auf den ach so beiläufig liegen gelassenen Zapfen zu und will ihn packen. Allerdings hat sie aber in diesem Moment nicht mit Jule gerechnet. Jule sagt ihr ziemlich deutlich, dass diese Ressource ihre ist.

Die kleine Wutz trollt sich, vorerst. Jule schnövt ein bisschen durch die Gegend und setzt sich wieder etwas abseits hin. Einmal ist wohl kein mal, so eine Pubärtelwutz fragt halt schon mal gerne nach. Wer weiß, vielleicht hat sich Jule da auch mal wieder vertan und etwas überreagiert. Der zweite Versuch, das gleiche Ergebnis.

Okay, dann packen wir mal die Charmeoffensive aus. Ein bisschen rumschlawenzeln, Jule das Maul lecken, ein aufforderndes bellen, einen kleinen Hüpfer einbauen und dann zufällig Richtung Zapfen. Die Antwort bleibt die gleiche!

Man ist das Julchen heute mal wieder unentspannt. „Ich hab verstanden“ steht ganz dick auf der Wutzen-Stirn. Sie trollt sich mit einem anderen Zapfen und verschwindet hinter dem Hühnerstall.

Nachdem die Wutz den Hühner stolz ihren Zapfen präsentiert hat, vor der Hühnerreihe stolz auf und ab läuft (klar, da ist sie am Zug), steht Jule auf und lässt den Zapfen Zapfen sein. Natürlich bleibt das dem kleinen Hühnerposer nicht verborgen. Sie lässt ihren Zapfen gnädig den Hühnern vor die Krallen fallen und schnappt sich den heiligen Zapfen.

Jule schaut es sich nur aus der Entfernung an. Für sie ist dieses Gespräch beendet, sie hat ihr Ziel erreicht. Die kleine Wutz sich zurückgenommen und dann kann sie den heiligen Zapfen ihretwegen auch gerne haben.

Spannend oder? Ich geh´ dann mal den Artikel schreiben!

 

Liebe Grüße

Nicole Lützenkirchen