Warum es keinen Standardplan gibt – Die Sache mit der Individualität im Hundetraining!
„Du Nicole, das ist ja schön und gut, dass ich jetzt weiß, wie der rote Faden aussieht, aber wie lange genau und wie oft muss ich das jetzt eigentlich machen, bis es klappt?“
Nicht nur als Hundetrainer im Training mit dem Hundehalter, sondern auch als Referentin für Hundetrainer, die mit jagdlich motivierten Hunden arbeiten möchten, wird mir immer wieder die Frage gestellt: „Wie lange muss ich an welchem Verhalten genau arbeiten?“
Ich beobachte so oft, dass sich viele Hundebesitzer, aber auch Trainer, einen klaren, strukturierten Plan mit festen Zeitangaben wünschen. Natürlich würde so ein Plan mehr Sicherheit geben und das Zusammensein mit dem Hund und eventuell unerwünschtem Verhalten planbarer machen. Doch die Realität ist weitaus komplexer als ein gut strukturierter Trainingsplan, den ich in einer bestimmten Zeit abarbeiten kann.
In diesem Blogartikel möchte ich einmal aus meiner ganz eigenen Sicht erklären, warum für mich ein individueller Ansatz für Hund und Halter im Hundetraining unverzichtbar ist und wie wir durch individuelles Training die Teams noch besser unterstützen können.
Warum Individualität für mich so wichtig ist
Jeder Hund ist einzigartig – genauso wie jeder Mensch. Hier bei uns in der Gegend sagt man: „Jeder Jeck iss anders!“ Unsere Hunde sowie auch wir Menschen bringen unsere ganz eigenen Persönlichkeiten, gemachten Erfahrungen, die Art und Weise, wie wir lernen, und genetische Veranlagungen mit.
Versetzen wir uns doch mal zurück in unsere eigene Schulzeit. Da gab es diesen einen Brain-Typen, der sofort alles auf dem Schirm hatte, und denjenigen, der immer irgendwie wirkte, als hätte man ihn gerade aus seiner Traumwelt herausgezogen und in einer kryptischen Sprache eine Frage gestellt. Das Mittelfeld war immer irgendwie dabei und war stets bemüht. Ich finde, das Bild kann man ganz gut auf die „Hundewelt“ übertragen.
Jeder brauchte hier seine ganz individuelle Ansprache, Förderung entsprechend seines Könnens, ohne dabei eine Über- oder Unterforderung zu erfahren. Hat leider nicht immer so gut hingehauen in der Schule … Lehrpläne, Zeit und starre Wege. Du weißt bestimmt, was ich meine!
Mit der Lernkurve eines Hundes ist es nicht anders. Während einige Hunde schnell neue Verhaltensweisen erlernen, benötigen andere mehr Zeit, Wiederholung und klarere An- und Absprachen.
Flexibel sein und beobachten!
In meiner Arbeit mit jagdlich motivierten Hunden beobachte ich ständig den Fortschritt des jeweiligen Teams und passe die Trainingsschritte entsprechend an. Klar, da ist Flexibilität gefragt und oftmals auch ein Mehraufwand. Dies kann bedeuten, dass wir uns zusammen mit bestimmten Themen intensiver auseinandersetzen dürfen oder dass ich alternative Ansätze anbieten kann, um einen Schritt weiterzukommen. Was wären wir als Trainer ohne Geduld und Empathie?
Jeder Fortschritt, egal wie klein, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir dürfen uns noch tiefer in die Lage des Hundes und seines Besitzers versetzen, um ihre Herausforderungen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren.
Bei aller Liebe zur Individualität ist es dennoch hilfreich, einen roten Faden im Training zu haben. Einen Leitfaden, der flexibel angepasst werden kann. Einige bewährte Prinzipien und Methoden können als Ausgangspunkt dienen, doch die tatsächliche Umsetzung hängt dennoch immer von den individuellen Bedürfnissen ab.
Der Weg zu nachhaltigen Ergebnissen
Ein individueller Ansatz für jedes Team ist nicht nur eine „philosophische Überzeugung“, sondern, meiner Meinung nach, eine praktische Notwendigkeit. Dadurch, dass wir die einzigartigen Eigenschaften jedes Hundes und seines Halters mit in das Training einfließen lassen, können wir die besten und nachhaltigsten Ergebnisse erzielen und beide ein Stück auf ihrem Weg begleiten, der den Bedürfnissen des Hundes und des jeweiligen Halters gerecht wird.
Wichtig ist der rote Faden! Ob wir ihn nun links oder rechts stricken, mal eine Masche fallen lassen oder komplizierte Muster weben, kommt ganz auf das Gegenüber und unsere Ideen hierzu an!
Waldige Grüße
Nicole und Fräulein Frieda