Das richtige Dummy – Qual der Wahl?

Das kommt darauf an …

Die Regale sind voll, der Onlineshop bietet unendlich viele Variationen an Dummys an. Nicht nur im Hinblick auf Gewicht, Material, Farbe und Form. In den einen Dummy kann man das Lieblingsfutter packen und das andere sieht schon fast aus wie lebensechtes Wild oder sogar die Kombination aus Fell gefüllt mit dem Lieblingsleckerlies.

Doch bevor ich jetzt meine Bestellung aufgebe sollte ich mir einmal Gedanken dazu machen was ich genau durch das Apportieren mit meinem Hund erreichen möchte.

Wozu möchte ich eigentlich apportieren?

Apportieren ist eine gute Möglichkeit die Spaziergänge in der freien Natur möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Suchen und Apportieren, Fährte oder Schleppe mit einem Dummy sowie das Verweisen, sind dabei einige der möglichen Beschäftigungsformen, um die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund zu fördern, Gelerntes zu überprüfen und einmal genau zu hinterfragen wie das Zusammenspiel zwischen Mensch und Hund im Hinblick auf Beute, also das Dummy, so funktioniert.

Wo ich genau in der Dummyarbeit einsteige kommt meistens auf das Mensch-Hund-Gespann an und an welchem Thema sie gerade feilen.

Das können zum Beispiel Themen sein wie:

  • jagdliche Ausbildung zur Vorbereitung auf den späteren Einsatz auf der Jagd
  • arbeiten mit jagdlich motivierten Hunden
  • arbeiten an der Ruhe und der Konzentration
  • Merkfähigkeit verbessern
  • Überprüfen eines Stopp-Signals
  • Lenkbarkeit des Hundes
  • In wie weit bin ich in der Dummyarbeit noch im Kopf meines Hundes
  • Teamarbeit fördern
  • Absprachen über Beute treffen

Die Themengebiete sind fast unerschöpflich. Deshalb ist es umso wichtiger sich sein Ziel einmal genau vor Augen zu führen damit ich nicht unbeabsichtigt ein Feld betrete auf das ich gar nicht wollte.

Arbeiten mit Echtfell-Dummys – wann macht es Sinn, wann eher nicht!

Es gibt wunderschöne Echtfelldummys die dem Hasen und dem Fuchs arge Konkurrenz machen. Gut verarbeitet machen sie echt was her. Auch hier bei mir stapeln sich die verschiedensten Felldummys für das Training mit jagdlich motivierten Hunden und für die Jagdhundearbeit. Allerdings sind ihre Einsätze im Training grundverschieden.

Während der Jagdhund mit den Fell und Feder – Dummys auf seinen späteren jagdlichen Einsatz vorbereitet wird, werden diese Dummys in der Arbeit mit jagdlich motivierten Hunden bei mir ausschließlich dazu genutzt eine Verleitung für den Hund darzustellen. Dieser lernt diesen Verleitungen zu widerstehen und sich ausschließlich auf seine gestellten Aufgaben zu konzentrieren. Die Echtfell und Federdummys sind zwar chemisch bearbeitet lösen in Hundekopf aber alleine durch ihre Haptik eine Menge aus. Ideen werden gesetzt die ich bei einem jagdlich motivierten Hund nicht haben möchte und im Training, meiner Meinung nach, kontraproduktiv sind.

Das Gewicht des Dummys …

Natürlich würde der Rauhaarteckel mir gerne das 5 Kilo Fuchsapportel vor die Füße werfen … Mit stolzer Brust und unter lauten geknurre wird das Ding herbei gezerrt und mir vor die Füße geworfen. Wenn ich es wollte würde er auch noch ein „Vorsitz und Feeeeesteeee“ zu Stande bringen. Ist aber erst mal nicht gut für den Dackelnacken und auch nicht für die Ressource Dummy.

Am besten passt man das Dummy dem Hund an. Sollen später schwerere Dummys oder Wild gebracht werden, so werden die Gewichte nach und nach gesteigert.

Das Material des Dummys …

Fell und Federn habe ich bereits schon oben erwähnt warum es Sinn machen kann diese zu verwenden und wieso auch eben nicht. Ich denke die Vielfalt macht es einfach aus und der Gedanke im Hinblick auf das Ziel. Wir haben kleine Dummys aus Jute, Canvas oder Leder die ich mir beim Spazierengehen in die Hosentasche stecken kann, unkompliziert und einfach mitzunehmen. Möchte ich am Wasser arbeiten gibt es hierfür spezielle Canvas-Dummys oder andere Schwimm-Dummys. Jute-Dummys gibt es auch in vielen Variationen. Dummys aus Holz werden oft dazu verwendet die Nackenmuskulatur des Hundes zu stärken und den Griff bei der Aufnahme zu verbessern.

Die Sache mit den Futterdummys …

Jeder hat seine Trainingsphilosophie bei der Arbeit mit den Futterdummys und das ist auch gut so. Jeder macht sich Gedanken warum er genau dieses Mittel im Training einsetzt.

Deshalb habe ich einmal das ganze in meine Welt zu übertragen …

Ich liebe Käsekuchen. Dafür würde ich auch nachts um drei aufstehen. Wer mich kennt, weiß, dass man mich eigentlich niemalsnie vor dem ersten Kaffee ansprechen sollte.

Stellt euch einmal folgendes Szenario vor: Mein Mann hat im Wald eine Kühlbox mit einem frischen, von meiner Mutter gebackenen (sehr zu empfehlen), Käsekuchen versteckt. Meine Aufgabe ist es nun diese Box zu finden und sie meinem Mann zu bringen. Ich bin natürlich voller Vorfreude auf ein Stück Kuchen unterwegs und suche die Kühlbox. Die Freude ist groß als ich das Ding finde und ich trage sie auf direkten Weg Richtung Göttergatten. Er bedient das Zahlenschloss und schwups ist die Box auf. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Da packt er einen Teelöffel aus (also so einen ganz ganz kleinen), sticht eine Mini-Ecke ab und reicht mir den Löffel … Ich gucke etwas kariert! Und der Rest? Der Rest wird wieder verschlossen und im Wald versteckt. Ok, das schaue ich mir noch ein oder zwei mal an. Zufrieden bin ich allerdings nicht und beim dritten mal merke ich mir die Zahlenkombination und beobachte ihn genau wie er die Kühlbox aufmacht. Die Box verschwindet ein weiteres mal im Wald. Ich begebe mich ein weiteres mal auf die Suche und werde fündig. Allerdings packe ich mir die Kühlbox unter den Arm und suche mir den nächsten Hochsitz, schließe die Tür hinter mir, richte mich gemütlich ein, drehe die Zahlenkombination auf „öffnen“ und genieße den Käsekuchen … Soll der Göttergatte doch jetzt mal suchen … also mich und den Käsekuchen! Bis er da ist, ist der Kuchen weg und ich habe meinen Erfolg gefeiert …

Die Konsequenz? Ab an die Leine! Na das macht ja dann so richtig Spaß! Abgesichertes Käsekuchensuchen!

Ein etwas anderes Setting:

Auf unserer Revierrunde hat mein Mann seinen Lieblingstrinkflaschenverschluss (den hat er immer am Schlüsselbund, ist so ein Jugenderinnerungsbestfriendding) irgendwo verloren. Das „Waldstück des Verlustes“ wird gerastert und strukturiert abgesucht. Mir ist das olle Ding nicht so wichtig. Aber ich finde es schon irgendwie ganz witzig und mache halt mit und lasse mich von seiner plötzlichen Suchleidenschaft anstecken.

Er sucht so eifrig hier und da und ist ganz in seinem Tun verloren. Augenscheinlich zu sehr. Denn das olle Ding liegt da wo er seinen Schlüssel das letzte mal ausgepackt hat. Ich hebe es auf, rufe nach ihm … keine Antwort! Er ist im Suchentunnel! Gut, hingelaufen, auf die Schulter geklopft: „Ich hab das Ding gefunden“ …. ein Strahlen erhellt sein Gesicht, ich werde feste gedrückt dann wuselt er in seinem Lodenrucksack rum und fördert einen Käsekuchenriegel zu tage (die gibt es ja so im Kühlregal) … ich bin überrascht und freue mich! Er frimmselt an seinem Schlüsselbund rum und ich bin begeistert ob dieser kleinen Überraschung.

Zwei verschiedene Gegebenheiten, doch inhaltlich geht es um das Suchen, Finden, Bringen und die eventuelle Aussicht auf Belohnung. Aber was machen diese Situationen mit mir?

Ich denke es ist Typensache wie man sich in den beiden Situationen verhält. Der eine ist mit einem Löffelchen völlig zu frieden, der Andere brennt durch und der Nächste macht es halt weil es einfach Spaß macht etwas gemeinsam zu tun …

Die Frage ist halt immer:

Was will ich erreichen? Will ich einen Hol.- und Bringservice eröffnen oder soll die Sache noch ein bisschen tiefer gehen?

Für mich ist das ganz klar. Ich möchte das meine Hunde mich gerne und zuverlässig in Besitz von Beute bringen, freudig bei der Arbeit sind, sich gerne mit mir zusammen auf die Suche begeben und sich an der Suche beteiligen obwohl ihnen der verlorene Gegenstand gerade nicht so wichtig ist … einfach aus Freude am Tun, weil sie gelernt haben Verleitungen auszuklammern und in ihrem Job bleiben können!

Also, bevor die nächste Bestellung raus geht … was möchtest du erreichen? Was ist dein Ziel in der Dummyarbeit? Wo möchtest du gemeinsam mit deinem Hund drauf hin arbeiten?

 

Nicole Lützenkirchen