Wann ist genug eigentlich genug? Über das richtige Maß im Coaching
Manchmal bereite ich mich so umfassend für die Seminare und Workshops vor, voller Begeisterung und mit dem Ziel, alles an die Teilnehmer weiterzugeben, was ich so an Wissen und Erfahrungen über all die Jahre gesammelt habe. Vielleicht kennst du dieses Gefühl ja auch: Du möchtest deine Teilnehmer mit all den Ideen, Übungen und Konzepten inspirieren, die du vorbereitet hast. Und dann – die Zeit rennt. Plötzlich stehst du da und merkst, dass nicht alles in den Rahmen passt, den du dir vorgestellt hast.
So ging es mir beim letzten Waldcoaching-Seminar. Ich hatte so viele Themen im Gepäck, wollte so viele Aha-Momente möglich machen, dass ich mich gefragt habe: „Wann ist genug genug?“ Wann erreiche ich den Punkt, an dem die Essenz des Wissens ausreicht, ohne dass alles gesagt sein muss?
Die Kunst, den Moment zu genießen
Manchmal ist weniger tatsächlich mehr, klingt abgedroschen, war aber so. Die Teilnehmer haben das Seminar mit leuchtenden Augen und einem reichen Wissensschatz verlassen. Sie hatten ihre ganz eigenen Aha-Erlebnisse, die für sie wertvoll waren – auch ohne, dass ich jedes Detail vermitteln konnte. Da kam mir der Gedanke:
Wissen ist nicht nur das, was man weitergibt, sondern auch das, was auf fruchtbaren Boden trifft und zu etwas Eigenem wächst.
Warum die richtige Dosis entscheidend ist
Ich habe gelernt, dass es im Coaching – und ganz besonders im Waldcoaching – nicht immer darauf ankommt, alles mitzugeben, sondern das Wesentliche zu erkennen und Raum für Eigenes zu lassen. Im Seminar ist es oft die Intuition, die mir den richtigen Weg weist. Manchmal liegt die Stärke nicht darin, alles zu wissen, sondern darin, zu spüren, wann ein Gedanke wirklich ankommt und nachwirkt.
Wenn du magst, habe ich hier ein paar Tipps für das richtige Maß
Vielleicht helfen dir diese Überlegungen, dich beim nächsten Mal ein wenig leichter zu orientieren:
- Setze auf Tiefe statt Breite: Wenige, klar strukturierte Themen sind oft wertvoller als eine Fülle von Informationen. Überlege dir, welche Botschaften das Fundament deines Seminars bilden sollen und halte den Raum dafür offen.
- Schaffe Raum für Fragen und Reflexion: Aha-Momente entstehen oft im Austausch und in der Stille. Lass deinen Teilnehmern die Freiheit, das Gehörte auf ihre eigene Weise zu verarbeiten.
- Vertraue auf deine Erfahrung: Du hast die richtige Intuition für deine Teilnehmer. Lerne, dem Gefühl zu vertrauen, dass das, was du teilst, genau richtig ist. Die Teilnehmer nehmen das mit, was sie wirklich berührt und brauchen – auch wenn es weniger ist, als ursprünglich geplant.
- Lass Raum für zukünftige Begegnungen: Wissen ist ein Prozess. Vielleicht werden einige Themen später aufkommen, vielleicht sogar in einem anderen Seminar oder in einer persönlichen Nachricht.
Genug ist manchmal genau richtig
Die Frage „Wann ist genug genug?“ begleitet uns immer wieder, und das ist auch gut so. In der letzten Woche haben wir dieses Thema auch in meiner momentane Weiterbildung besprochen. Die Frage scheint im Moment einfach dran zu sein. Sie hilft uns, den eigenen Anspruch zu reflektieren und die Qualität unserer Begegnungen wertzuschätzen. Es geht darum, dem anderen Raum für eigene Erkenntnisse zu schenken und ihm das Vertrauen zu geben, dass er selbst wachsen kann.
Im Waldcoaching ist dieses Gefühl für mich besonders intensiv – hier, wo Natur und Stille uns immer wieder zeigen, dass auch Pausen und Leerstellen ihren Platz haben dürfen. Also, gönne dir die Freiheit, beim nächsten Seminar nicht alles „perfekt“ abdecken zu wollen, sondern, dass genau das, was du gibst, bereits genug ist.
Waldige Grüße
Nicole