Frau Firlefanz und die wilde Wutzen
Nahezu im „Frei bei Fuß“ geht der Gattermeister mit seinem Maiseimerchen mit drei Geschwisterbachen und einem Keiler Richtung Übungsplatz. So mancher Hundehalter mag ihm neidisch hinterherschauen ob dem schönen Bilde des freiwilligen Folgens.
Ein wirklich gepflegtes Gatter, sehr sauber gehalten, ordentlich umzäunt und mit unterschiedlichem Bewuchs. Es gibt ganz klare Vorschriften die bei der Arbeit im Gatter eingehalten werden müssen. Zum Schutz der Sauen, der Hunde und für uns.
Wir bekommen eine genaue Einweisung wie wir uns zu verhalten haben, wer was wann wie macht und was das Ziel der Arbeit mit dem jungen Hund im Gatter ist. Mein Puls erhöht sich Stück für Stück mit jeden beendeten Satz des Gattermeisters. Nicht wegen der Aufgabe, nein. Ich weiß einfach, das gleich kein Zaun mehr zwischen den Sauen und uns ist. Und ich habe einen gehörigen Respekt vor den Graukitteln.
Frau Firlefanz scheint das ganze mal wieder als ein neues Abenteuer zu betrachten. Hey, wir sind mal wieder woanders, ok die Fahrt war ein bisschen lang, andere Gerüche, andere Leute und irgendwie ist die Lütze schräg drauf. Warum riecht die so nach Stress, ist doch nett hier. In ihrer Schlagschutzweste die wir uns zum testen ausgeliehen haben sieht sie noch ein bisschen verloren aus. Da muss sie noch ein bisschen an Masse zulegen und das Laufen schaut auch ein wenig staksig aus. Einmal kräftig geschüttelt und dann passt das schon für sie.
Ok! Wir sind dran. Hinten ertönt das Hopp Hopp des Gattermeisters und wir machen uns an langer Leine durch zwei riesige Tore auf den Weg zu ihm. Auf halber Strecke bekommt Frau Firlefanz schon Wind. „Leine länger machen und den Hund in seinem Tun unterstützen“ … „Ok Frieda, wooooo sind die Bossis? Jaaaaa …. sooooo brav!“
Kurz vor dem nächsten Korridor schmeißt der Gattermeister noch einmal eine Hand voll Mais Richtung Sauen. Da wird Frau Firlefanz wach. Was? Futter? Echt jetzt? Einfach so? Nichts wie um die Ecke und erst mal den Mais fressen.
Mir stockt der Atem. Da steht sie in Seelenruhe drei Meter von den Wutzen entfernt und frisst im Einklang mit sich selbst und den Sauen den Mais! Das war so nicht geplant und das hatte ich jetzt so nicht erwartet!
Als das Groh der Maisportion aufgefressen ist, rüsselt sie ein bisschen vorwärts und wird den Sauen gewahr. Oha! Da sind Sauen! Kenn ich, ist wie im Wildpark!
Und dann fällt der Groschen! Ich kann ihn fast hören. Wo ist der Zaun? Warum ist da kein Zaum? Mit vor Schreck geweiteten Augen schaut sie mich an: „Du, da ist kein Zaun!“ JA ich weiß, voran! Öhm nö!
„Sie müssen den Hund anrüden!“
„Loooos Friedaaaaaa …. wo sind die Bossies?“ Sie springt schnell und ziemlich gewandt hinter mich und bellt frech Richtung Sauen. Scheint sicherer zu sein! Klar! Mutti macht das schon. Ich bin mir meiner Sache da aber nicht so ganz sicher. Wie war das nochmal mit der Sache mit der Stimmigkeit? Mit dem was ich meine und wie es dann tatsächlich wirkt? Mein innerer Hundetrainer rebelliert. Den Hund anfeuern und selber einen Schritt zurück machen? Na bravo!
Noch eine Hand voll Mais und ermutigende Worte des Gattermeisters Richtung Hund. So richtig traut sie sich nicht aus der Deckung. Hey, ich kann es ja verstehen! So ein Keiler ist schon echt beeindruckend. Aber die dritte Ration Mais war dann doch zu viel für die Wutzen, findet Frau Firlefanz. Sie fasst sich ein Herz geht mutig nach vorne und vertreibt den Keiler mit einem lauten Beller!
Ich glaube er war genau so verdutzt von dieser Aktion wie ich!
„Hund abtragen! Sofort!“ …. Arbeit beendet. Frieda hat den Keiler in die Flucht geschlagen und kann als „Sieger“ wieder heim fahren.
Ich denke wir haben das Ziel für heute erreicht. An der Leine Herrn Eberhardt verbellt, dabei mit Vorsicht ran gegangen und nicht Kopflos drauf los gestürmt.
Brave Frau Firlefanz ….
(Und wer weiß, vielleicht wird Herr Eberhardt seiner Rotte die Geschichte der kleinen Frau Firlefanz ohne Bart, die so auf Mais steht, erzählen.)