Warum Rücksicht, Abstand und Klarheit nichts mit Unhöflichkeit zu tun haben.
Es war nur ein kurzer Moment. Eine Hundebegegnung. Frieda an meiner Seite, ein fremder Hund mit viel Anlauf an der 20-Meter-Schleppleine auf uns zu.
Ich nehme Frieda ruhig auf die hundabgewandte Seite, schirme sie ab – und höre hinter mir:
„Ist Ihr Hund böse?“
Ein Satz, wie ein Stempel. Patsch!
Nur weil ich vorausschauend handle. Nur weil ich für meine Zeit mit meinem Hund Verantwortung übernehme.
Aber eigentlich geht es um etwas anderes.
1. MeTime ist für mich keine Einladung zum Sozialkontakt
Wenn ich mit Frieda draußen bin, bin ich nicht verfügbar für andere.
Das ist unsere Zeit.
Ein Raum, in dem wir in Verbindung sind. In dem ich nicht erklären, nicht rechtfertigen, nicht diskutieren muss.
Und sie – Frieda – ist dabei nicht dazu da, andere Hunde zu unterhalten.
Viele Hundetrainer:innen kennen genau dieses Gefühl – besonders dann, wenn sie selbst mit ihren Hunden draußen sind:
Plötzlich wird aus der eigenen Zeit ein offener Spielplatz für Erwartungen anderer.
Aber genau hier beginnt echte Führung:
Indem wir Grenzen setzen, statt uns anzupassen.
2. Führung beginnt im Kopf – nicht an der Leine
Eine vorausschauende Entscheidung ist kein Ausdruck von Angst oder Vermeidung.
Sie ist ein Zeichen von Klarheit.
Ich positioniere mich zwischen Frieda und dem anderen Hund nicht, weil sie „böse“ ist –
sondern weil ich Verantwortung für die Situation übernehme.
Begegnungen gestalten – das ist ein wesentlicher Teil unserer Aufgabe als Trainer:innen.
Und genau das dürfen wir auch unseren Kund:innen beibringen:
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Dass sie nicht verpflichtet sind, jede Begegnung „auszuhalten“.
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Dass sie entscheiden dürfen, wann Kontakt sinnvoll ist – und wann nicht.
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Und dass gute Führung in der eigenen Klarheit liegt.
3. Grenzen sind kein Mangel – sie sind Beziehungsschutz
Viele Halter:innen spüren innerlich, dass sie Begegnungen vermeiden möchten.
Aber sie trauen sich nicht.
Zu groß ist die Angst vor Bewertung, vor dem Satz:
„Der tut doch nichts. Der will nur Hallo sagen.“
Doch Hunde profitieren von einem klar strukturierten sozialen Raum:
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Ein Raum, in dem sie sich nicht mit distanzlosen Artgenossen auseinandersetzen müssen.
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In dem sie ihre Energie für den Menschen an ihrer Seite nutzen dürfen.
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In dem sie sich sicher fühlen – nicht nur körperlich, sondern auch sozial.
Und genau das dürfen wir als Trainer:innen sichtbar machen:
👉 Dass Rücksicht nichts mit Ablehnung zu tun hat.
👉 Dass klare Führung mehr Verbindung schafft als jedes wilde Spiel.
👉 Dass wir keine Hundekontakte brauchen, um sozialverträgliche Hunde zu erziehen – sondern vor allem ersteinmal Beziehung, Orientierung und Vertrauen.
4. Was du als Trainer:in mitnehmen kannst
Wenn du mit deinen Kund:innen arbeitest, frage dich:
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Trauen sie sich, Begegnungen aktiv zu gestalten?
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Wissen sie, wann sie sich dazwischenstellen sollten?
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Haben sie das Gefühl, dass sie ausreichen, ohne Spiel, ohne „Hallo“?
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Wissen sie, wie sie klare Entscheidungen treffen, ohne sich rechtfertigen zu müssen?
Genau hier liegt deine Kraft als Trainer:in.
Nicht im Erklären von Signalen, sondern im Stärken der Haltung deiner Kund:innen.
Im Vermitteln von innerer Sicherheit, Klarheit und Handlungskompetenz.
Denn Führung beginnt nicht mit dem ersten Kommando – sondern mit der Entscheidung, Räume zu gestalten.
Waldige Grüße
Nicole
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