Verhaltensabbruch im Freilauf – Der Moment, in dem alles stehen bleibt
Friedas Nase ist tief am Boden, ihr Körper geschmeidig, ihr Tempo passt sich dem an, was sie gerade wahrnimmt. Eine Spur – frisch, aufregend, voller Verheißung. Ich sehe, wie ihre Muskulatur arbeitet, wie sich ihr Fokus verengt. Ich bekomme eine Ahnung davon, was sie gerade plant, und denke mir:
„Sorry Frieda, genialer Plan – aber wir sind gerade nicht auf der Jagd.“ Dann ertönt unser Signal zum Verhaltensabbruch im Freilauf.
Ein langgezogener Triller durchschneidet die Stille.
Friedas Pfoten graben sich für einen Moment in den Boden, ihr Kopf schnellt hoch. Ein Innehalten, ein Umdenken, ein bewusstes Sich-zu-mir-Wenden. Sofort. Ohne Nachfragen. Ohne Verhandlungen. Denn für mich bedeutet der Verhaltensabbruch im Freilauf nicht nur stehenbleiben. Er bedeutet: „Hör sofort auf mit dem, was du tust, und wende dich mir zu.“
Warum ist ein Verhaltensabbruch im Freilauf so wichtig?
Ein zuverlässiger Verhaltensabbruch ist für mich die Voraussetzung für den Freilauf. Nicht, weil ich meinem Hund misstraue oder ihn ständig kontrollieren möchte – sondern weil ich weiß, dass es immer Situationen gibt, in denen der Ruf der Wildnis andere Pläne hat als ich.
Ein gut aufgebauter Verhaltensabbruch ist kein Notfallknopf damit ich alles so lange laufen lassen kann bis es brennt, sondern eine Absicherung. Doch bevor ich überhaupt daran denke, ein Signal für den Verhaltensabbruch im Freilauf mit meinem Hund abzusprechen , stelle ich mir eine ganz andere Frage:
Wie sieht eigentlich unsere Basis aus?
Denn ein Hund, der sich nicht an mir orientiert, wird auch beim besten Signal irgendwann nicht mehr reagieren. Es gibt so viel, was man vorher absprechen kann – und sollte.
- Freiwillige Kontaktaufnahme: Schaut der Hund mich von sich aus an, ohne dass ich ihn rufen muss?
- Kontaktaufnahme auf Signal: Wenn ich ihn anspreche – dreht er sich mir zu?
- „Place-to-be“ einhalten: Weiß er, wo er sich im Freilauf aufhalten darf, oder driftet er planlos weg?
- Ruhe und Ansprechbarkeit: Kann er sich überhaupt auf mich konzentrieren, oder ist er immer auf Empfang für äußere Reize?
Bevor ich über einen Verhaltensabbruch im Freilauf nachdenke, sollte diese Basis stehen.
Denn ein Hund, der nicht ansprechbar ist und keine Orientierung am Menschen zeigt, wird auch auf ein perfekt trainiertes Abbruchsignal nicht zuverlässig reagieren.
Verhaltensabbruch – ein individueller Ansatz?
Ein Verhaltensabbruch im Freilauf bedeutet nicht für jeden das Gleiche. Deshalb gibt es nicht den einen richtigen Weg, sondern nur die Frage:
- Was bedeutet der Verhaltensabbruch für mich?
- Wie klingt mein Signal?
- Was soll mein Hund genau tun?
Hier kommt ein entscheidender Punkt: Ich presse den Hund nicht in eine Form, die ihm nicht liegt.
Ich schaue mir an, was er mir ohnehin schon anbietet:
- Bleibt er in bestimmten Situationen von sich aus stehen?
- Setzt er sich leicht ab?
- Dreht er sich oft von selbst um und sucht Kontakt?
Denn ein Verhalten, das der Hund gern und von selbst zeigt, wird in schwierigen Momenten viel zuverlässiger abrufbar sein.
Warum also gegen seine Natur arbeiten, wenn man sie nutzen kann?
Wie baue ich einen Verhaltensabbruch gezielt auf?
Bevor du beginnst: Wie soll dein Signal denn aussehen?
Nicht nur die Bedeutung des Signals, sondern auch sein Klang und seine Ausführung spielen eine große Rolle.
➡ Akustisches Signal: Pfeife, Stimme, Geräusch?
➡ Körpersprachliches Signal: Armbewegung, Handzeichen, Blickrichtung?
➡ Intensität und Länge: Kurz, scharf, langgezogen?
➡ Einheitlichkeit: Klingt dein Signal immer gleich, egal in welcher Situation?
Überlege dir genau, welches Signal für dich und deinen Hund am besten funktioniert – und vor allem: Bleibe dabei. Ein verlässlicher Verhaltensabbruch entsteht nur, wenn dein Hund das Signal in jeder Lage eindeutig erkennen und verstehen kann.
1. Was genau soll dein Hund tun?
Bevor du startest, leg fest:
- Soll er nur stehenbleiben?
- Soll er sich setzen oder hinlegen?
- Soll er sich umdrehen?
Schau, was ihm am leichtesten fällt, und nutze das als Ausgangspunkt.
2. Wo übe ich?
Nicht jede Umgebung eignet sich für den Start. Wähle einen Ort, der den Erfolg wahrscheinlicher macht:
- Wenig Ablenkung.
- Ein begrenzter Bereich (z. B. ein Waldweg).
- Keine extreme Reizlage.
Erst wenn das Signal zuverlässig sitzt, kannst du es in schwierigeren Umgebungen trainieren.
3. Reizlage bewusst steigern
Ein Verhaltensabbruch im Freilauf muss unter Ablenkung funktionieren – aber das geht nur, wenn dein Hund zunächst eine Chance hat, ihn zu verstehen.
- Starte mit geringen Reizen.
- Steigere die Ablenkung erst, wenn das Signal in ruhigen Situationen sicher abrufbar ist.
- Achte darauf, dass dein Hund noch in der Lage ist, zu reagieren – nicht erst, wenn er schon völlig im Jagdmodus ist.
4. Distanz langsam aufbauen
Nähe gibt Kontrolle. Viele machen den Fehler, direkt in großer Entfernung zu trainieren.
- Starte mit kurzen Distanzen.
- Baue den Abstand nach und nach aus.
- Achte darauf, dass dein Hund nicht erst in Hochspannung gerät, bevor das Signal kommt – denn dann könnte es zu spät sein.
Das ist ersteinmal ein grober Rahmen an dem du dich orientieren kannst.
Fazit: Ein Verhaltensabbruch im Freilauf ist keine Notlösung – sondern eine Vereinbarung
Ein guter Verhaltensabbruch ist nicht einfach nur ein Signal. Er ist eine Absprache zwischen dir und deinem Hund. Ein Hund, der verlässlich darauf reagiert, tut das nicht, weil er muss, sondern weil es ein fester Bestandteil eurer gemeinsamen Sprache ist. Doch diese Sprache entsteht nicht erst beim Abbruch einer Handlung. Sie beginnt lange vorher.
Mit Orientierung, mit Kontakt, mit Ansprechbarkeit.
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