Warum Verweisen Denken, Kommunikation und Beziehung fördert
Das Dummy lag gut sichtbar – aber für Frieda eben unerreichbar.
Ich hatte ihn in eine kleine Senke geworfen, zwischen Wurzeln und Äste.
„Hol ihn dir!“, sagte ich, und Frieda stürmte los.
Doch dann blieb sie stehen. Schaute.
Ein Schritt nach vorn, wieder zurück.
Ein fragender Blick zu mir. Ein kurzer Laut.
Und dann begann sie zu überlegen.
Da war dieser Moment, in dem ich dachte:
Jetzt wird’s richtig spannend.
Denn genau hier entsteht Kommunikation.
Frieda wusste, wo das Dummy war – aber sie kam nicht dran.
Und sie musste einen Weg finden, mir das mitzuteilen.
Ich beobachtete, wie sie verschiedene Strategien ausprobierte:
Erst versuchte sie es mit Bellen. Dann mit Blicken. Dann ging sie einige Schritte in meine Richtung, stoppte wieder, lief zurück.
Wir waren mitten in einem echten Gespräch – ganz ohne Worte.
Und genau das ist Verweisen.
Was Verweisen wirklich bedeutet
Verweisen kommt ursprünglich aus der Jagdhundearbeit:
Ein Hund wird zur Suche geschickt, findet das Wild – kann es aber nicht apportieren, etwa weil es zu schwer ist oder weil ein Hindernis im Weg liegt.
An diesem Punkt hat der Hund einen Konflikt.
Der Hund muss eine Lösung finden, wie er seinem Menschen mitteilen kann, dass er fündig geworden ist.
Er zeigt also an, dass er etwas gefunden hat – ohne es zu bringen.
Im jagdlichen Kontext ist das hochfunktional.
Aber auch im Alltag ist es eine großartige Möglichkeit, in die feine Kommunikation mit dem Hund einzutauchen.
Denn was passiert da eigentlich?
Dein Hund lernt, dich um Hilfe zu bitten.
Er lernt, dass du Teil der Lösung bist.
Und du lernst, seine feinen Signale zu lesen – statt nur auf Kommandos zu setzen.
Warum das auch für Familienhunde spannend ist
Vielleicht denkst du: „Aber ich habe doch keinen Jagdhund!“
Egal – Verweisen ist für jeden Hund eine wunderbare Aufgabe.
Denn:
Es fördert Selbstständigkeit und Problemlöseverhalten
Es stärkt die Beziehung zwischen dir und deinem Hund
Und es bringt Ruhe in die gemeinsame Arbeit
Viele Hunde zeigen solche Strategien übrigens ganz natürlich:
Wenn sie dir zum Beispiel etwas zeigen wollen, was unter dem Sofa liegt.
Oder wenn sie dich mit Blicken und Bewegungen zu einem bestimmten Ort führen.
Das ist nichts anderes als ein Verweisen im Alltag.
Der feine Unterschied
Beim klassischen Apportieren löst der Hund die Aufgabe allein: finden, bringen, abgeben.
Beim Verweisen dagegen geht es um Interaktion.
Darum, dass der Hund nicht aufgibt, wenn er an eine Grenze stößt – sondern sich aktiv an dich wendet.
Das braucht Vertrauen, feine Beobachtungsgabe und ein echtes Miteinander.
Für Trainer:innen: Warum Verweisen im Unterricht so wertvoll ist
Gerade in der Arbeit mit jagdlich motivierten Hunden eröffnet das Thema Verweisen neue Wege:
Es stärkt die Kooperation, weil der Mensch Teil der Lösung ist
Und es fördert mentale Auslastung auf einem hohen, respektvollen Niveau
Auch für Familienhunde bietet es tolle Chancen, um die Kommunikation zu verfeinern, Frustrationstoleranz zu fördern und die Bindung zu vertiefen.
Häufige Fragen zum Verweisen
- Muss mein Hund apportieren können, um zu verweisen?
Nein. Verweisen kann unabhängig vom Apportieren aufgebaut werden. Wichtig ist, dass dein Hund gerne sucht und motiviert ist, mit dir zu kommunizieren. - Wie beginne ich am besten?
Starte mit kurzen Distanzen und gut sichtbaren Gegenständen. Belohne, wenn dein Hund dir deutlich zeigt, dass er etwas gefunden hat – z. B. durch Blick, Laut, Hinsetzen oder Herkommen und wieder Zurücklaufen. - Was, wenn mein Hund gar nichts „sagt“?
Dann darfst du kreativ werden. Manchmal hilft es, kleine Situationen zu schaffen, in denen du Hilfe brauchst – etwa ein Dummy unter einem Ast. Beobachte, wie dein Hund reagiert. Jede Form von Kommunikation ist wertvoll. - Und was, wenn er einfach selbst lösen will?
Super – das zeigt Eigenständigkeit. Im nächsten Schritt darfst du ihm zeigen, dass gemeinsames Lösen noch erfolgreicher ist.
Wenn du tiefer eintauchen willst …
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Denn das ist der Beginn echter Teamarbeit.


