Warum ich nichts von Futter-Suchspielen halte – und was ich stattdessen tue
Wenn ich mit Frieda unterwegs bin, schaue ich gerne auch einmal nach links und rechts – Öfters sehe ich dabei wie Mensch und Hund kleine Futterspielchen machen: Leckerchen, die an Baumrinden geklemmt sind, Futter, das über den Boden gestreut wird, Futter-Spuren, die der Hund entlangschnüffeln darf.
Auf den ersten Blick wirkt das auf mich richtig schön. Es entsteht Bewegung, der Hund ist beschäftigt, und das gemeinsame Tun scheint Freude zu machen. Ich kann gut nachvollziehen, warum diese Art von Beschäftigung ihren Reiz hat.
Und doch bleibe ich manchmal dabei gedanklich stehen und denke: Was bedeutet das eigentlich für den Hund – und auch für die Miteinander zwischen Hund und Mensch? Denn während der Hund sucht und sich am Futter selbst belohnt, geht er immer ein Stück weit von seinem Menschen weg. Er löst die Aufgabe alleine..
Mir geht es nicht darum, solche Beschäftigungen zu verurteilen. Im Gegenteil: Ich sehe darin den Gedanken, den Hund sinnvoll einzubinden und auszulasten Aber genau an diesem Punkt habe ich angefangen, genauer hinzuschauen – und mir die Frage zu stellen, wie wir Futter vielleicht so einsetzen können, dass es nicht Distanz schafft, sondern Verbindung.
Das Paradoxon der Futterspiele
Die Botschaft an den Hund lautet in solchen Übungen oft: „Schau dich um, da draußen gibt es Spannendes. Weg von deinem Menschen findest du, was sich lohnt.“
Damit fördern wir unbewusst ein Verhalten, das wir im Alltag eigentlich nicht möchten. Denn das eigenständige Aufnehmen von Futter vom Boden, weg vom Menschen und das kann auch noch durchaus gefährlich werden: Giftköder, verdorbenes Essen oder schlicht unerwünschtes Schlingen irgendwelcher Fundstücke sind reale Risiken.
Und genau hier liegt der Widerspruch:
Im Training wird das Aufnehmen von Futter vom Boden *erlaubt* und sogar *belohnt.
Wenig später buchen dieselben Hundehalter einen Giftköder-Kurs, in dem ihr Hund lernen soll, „kein Futter mehr vom Boden aufzunehmen*.
Für mich ist das ein Paradoxon. Wir schulen den Hund zunächst auf ein Verhalten, das wir ihm im nächsten Schritt wieder mühsam abtrainieren wollen.
Die unterschätzte Botschaft an den Hund
Hunde lernen über Erfahrungen. Jede Futtergabe, jeder Ablauf sendet eine Botschaft:
Futter auf dem Boden → Hund entfernt sich vom Menschen → Belohnung kommt nicht aus dem MIteinander, sondern aus der Umgebung.
Futter selbst aufnehmen → Hund entscheidet → Mensch ist überflüssig.
Damit nehmen wir uns als Bezugsperson aus dem Spiel. Der Hund verknüpft: Distanz lohnt sich.
Gerade bei jagdlich motivierten Hunden oder bei Vierbeinern mit einer großen Eigenständigkeit kann das fatal sein.
Meine Alternative: Futter ja, aber anders gedacht
Futter ist eine starke Motivation im Training– keine Frage. Aber die Art, wie wir es einsetzen, entscheidet darüber, ob wir uns selbst als Teil der Lösung erhalten oder ob wir die Verantwortung an den Hund abgeben.
1. Versteckte Aufgaben mit Einbeziehung des Menschen
Statt auf der Würstchenwasserfährte offenes Futter am Ende einer Spur zu platzieren, nutze ich z. B. ein verschlossenes Glas mit Würstchen drin.
Der Hund findet etwas – aber er braucht seinen Menschen, um ans Ziel zu kommen.
Das stärkt nicht nur das Zusammenspiel, sondern auch die Erwartung: Mein Mensch ist der Schlüssel zum Erfolg.
2. Beute gegen Futter
Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz eines Dummies: Der Hund darf suchen, finden und tragen. Am Ende tauscht er die „Beute“ bei seinem Menschen gegen Futter ein.
So bleibt der Halter aktiv im Prozess und bekommt einen echten Stellenwert. Der Hund erfährt: Mit meinem Menschen zu teilen, bringt mir etwas.
3. Bedürfnisse nutzen – ohne Widerspruch
Natürlich sollen Hunde ihre Bedürfnisse ausleben können. Aber wir können diese Bedürfnisse so einbetten, dass sie in einer sinnvollen, sicheren und verbindungsstärkenden Form zum Ausdruck kommen:
Suchen ja – aber die Belohnung öffnet der Mensch.
Tragen ja – aber die Anerkennung kommt durch die Interaktion.
Jagen im Kleinen ja – aber die gemeinsame Auflösung macht den Unterschied.
Verantwortung im Miteinander
Wir tragen Verantwortung: nicht nur dafür, wie wir Hunde beschäftigen, sondern auch dafür, welche Gewohnheiten wir bei ihnen etablieren.
Wenn wir Futter vom Boden etablieren, fördern wir eine Praxis, die im Alltag gefährlich werden kann – und unser Miteinander schwächen Kann.
Wenn wir stattdessen Aufgaben so gestalten, dass wir als Menschen Teil der Lösung sind, schaffen wir ein klares Miteinander, Sicherheit und Verlässlichkeit.
Von der Beschäftigung zur Beziehung
Für mich ist Auslastung mehr als „den Hund beschäftigen“. Es ist Beziehungspflege.
Und Beziehung bedeutet: Ich bin relevant. Ich bin Teil der Lösung. Wir kommen gemeinsam zum Ziel.
Futter ist ein wunderbares Mittel – wenn wir es so einsetzen, dass es den Hund zu uns hin führt, anstatt ihn von uns wegzulocken.
Denn am Ende ist nicht entscheidend, das wir den Hund ausgelastet haben. Entscheidend ist, wie wir zusammen Spaß an dem haben können was wir zusammen tun und beide Teil der Lösung sind.
Ich habe mal eine Liste zusammengestellt was wir alles machen können um in der Auslastung ins Miteinander zu kommen. Melde dich gerne per Mail bei mir und ich schicke sie dir zu. info@mein-wildfang.de
Waldige Grüße
Nicole