Praktikum im Hundetraining

Zwischen Fortbildung und Gefälligkeit

In einer Trainergruppe kam neulich die Frage auf:
„Sollte man für ein Praktikum eigentlich Geld nehmen – oder macht man das kostenlos?“

Ganz wichtig vorweg: Hier geht es nicht um klassische Schülerpraktika, wie man sie aus der Schule kennt.
Es geht um Praktika im Sinne von beruflicher Fortbildung für angehende oder bereits tätige Hundetrainer:innen, die tiefer in die Praxis einsteigen und von erfahrenen Kolleg:innen lernen möchten.

Eine Frage, die viele Hundetrainer:innen beschäftigt – und die eng damit verbunden ist, wie wir unser Berufsbild sehen. Geht es bei einem Praktikum nur darum, jemandem mal „reinschnuppern“ zu lassen? Oder ist es vielmehr ein Fortbildungsangebot, das auch einen Preis haben darf?

Warum überhaupt Praktikumsplätze anbieten?

Es gibt viele gute Gründe, Praktikant:innen mitzunehmen – auch wenn es zunächst nach Mehraufwand klingt:

  1. Praxisnahes Lernen ermöglichen
    Nirgends sonst lässt sich so viel lernen wie in der realen Arbeit mit Hund-Mensch-Teams. Praktikant:innen erleben echte Situationen, spontane Entscheidungen und das Zusammenspiel aus Training, Kommunikation und Intuition.

  2. Nachwuchs fördern
    Wer sein Wissen weitergibt, sorgt dafür, dass es nicht bei einem selbst stehenbleibt, sondern in die nächste Generation von Trainer:innen hineinwächst.

  3. Die eigene Arbeit sichtbar machen
    Praktikant:innen tragen deinen Ansatz, deine Philosophie und deine Sichtweise weiter in die Hundewelt – und stärken so auch deine Positionierung.

  4. Selbstreflexion
    Wenn du erklären musst, warum du eine bestimmte Entscheidung triffst, wird dir deine eigene Struktur noch klarer. Praktikant:innen sind also auch ein Spiegel für die eigene Arbeit.

  5. Frische Impulse
    Neue Augen sehen oft Dinge, die man selbst im Alltag übersieht. So können Praktikant:innen wertvolle Fragen oder Beobachtungen einbringen.

Warum ein Praktikum bezahlt werden sollte

Viele Trainer:innen sind unsicher: „Kann ich das wirklich berechnen?“ – Ja, und zwar aus guten Gründen:

  • Fortbildung statt Gefälligkeit
    Praktikant:innen lernen bei dir – Es ist eine Form der Weiterbildung.

  • Wertschätzung deiner Expertise
    Dein Wissen hat sich über Jahre entwickelt. Das darf sichtbar und honoriert werden.

  • Zeit & Energie
    Du investierst mehr, als wenn du „nur“ eine Stunde leitest: Erklären, Fragen beantworten, reflektieren.

  • Verbindlichkeit
    Wer bezahlt, nimmt ernsthafter teil. Das schützt dich vor unverbindlichem „Reinschnuppern“.

  • Professionalisierung
    Wenn wir als Berufsstand Praktika klar als Weiterbildung definieren, stärken wir unser Bild nach außen.

Warum man kein Geld nehmen sollte

Es gibt auch eine andere Sichtweise, die man nicht unter den Tisch fallen lassen sollte:

  • Win-win-Gedanke
    Praktikant:innen bekommen Wissen und Einblicke, Trainer:innen dafür eine helfende Hand im Hintergrund. Manche sehen das als fairen Austausch.

  • Hürde für Lernende
    Wenn Praktika Geld kosten, könnten sie für manche Trainer:innen in Ausbildung oder engagierte Hundehalter:innen schwerer zugänglich sein.

  • Traditioneller Gedanke
    In einigen Bereichen ist es üblich, dass Praktika unbezahlt stattfinden. Manche Trainer:innen möchten diese „Niedrigschwelligkeit“ erhalten.

Am Ende ist es eine Frage der Haltung: Siehst du Praktika eher als gegenseitige Unterstützung oder klar als professionelle Fortbildung?

Preisgestaltung: Wie kann man kalkulieren?

Wenn du dich entscheidest, Praktikumsplätze anzubieten und dafür Geld zu nehmen, stellt sich die Frage: Wie viel ist fair?

Ein Ansatz: An deinen bestehenden Preisen orientieren.

Beispielrechnung:

  • Ein Platz in deiner Gruppenstunde kostet 25 € pro Einheit.

  • Begleitet ein:e Praktikant:in drei Einheiten = 75 € reiner Wert.

  • Dazu eine Stunde Nachbesprechung mit dir (z. B. 80 € wie ein 1:1-Coaching).

  • Plus dein Mehraufwand für Erklärungen, Fragen, Organisation (ca. 30–50 %, hier z. B. 60 €).

Gesamtkalkulation: ca. 215 € für einen Praktikumstag

Für eine Woche oder einen Monat kannst du das entsprechend hochskalieren und ggf. etwas rabattieren.

Wichtig: B2B statt B2C

Um es noch einmal klar zu sagen: Es geht hier nicht um Schülerpraktika oder freiwillige Orientierungswochen für Jugendliche.

Ein Praktikum bei Hundetrainer:innen ist ein Angebot für Erwachsene im Rahmen von beruflicher Weiterbildung – also Business-to-Business (B2B).
Das bedeutet:

  • Du kannst netto kalkulieren (zzgl. MwSt.).

  • Praktikant:innen können es steuerlich absetzen.

  • Es positioniert dich klar als Anbieter:in von Wissen und nicht als kostenlose Anlaufstelle.

Fazit

Praktika im Hundetraining sind wertvoll – für die Lernenden, die direkt aus der Praxis mitnehmen, was man in keinem Buch findet. Und für die Ausbilder:innen, die ihr Wissen bewusst weitergeben und selbst reflektieren.

Ob man dafür Geld nehmen „darf“, ist keine Frage – sondern eine Entscheidung, wie professionell man sich als Trainer:in positionieren möchte. Wer Praktika als Fortbildungsangebot versteht, darf dafür auch einen Preis verlangen.

Und gleichzeitig: Es ist deine persönliche Entscheidung. Manche sehen Praktika als Win-win-Situation ohne Geld, andere als professionelles Weiterbildungsformat.

Beides ist möglich – entscheidend ist, dass du deinen Weg klar benennst.

Hast du selbst gerade eine Frage, bei der du unsicher bist – sei es rund um Praktika, dein Angebot oder deine Rolle als Trainer:in?

Dann lade ich dich ein zu:

👉 Klartext für Trainer:innen – Deine Frage, mein Blick, neue Klarheit

❓ Frag mich im Klartext

Manchmal sind es die kleinen Fragen, die dich ins Grübeln bringen:

  • „Was darf ich eigentlich für ein Praktikum nehmen?“

  • „Wie finde ich einen fairen Preis für meine Kurse?“

  • „Soll ich Einzelstunden streichen und nur noch Gruppen anbieten?“

  • „Ich habe so viele Ideen – wie finde ich meinen roten Faden?“

  • „Wie gehe ich damit um, wenn Kunden ungefragt Ratschläge geben?“

  • „Ich arbeite anders als die meisten Kolleg:innen – darf ich das so klar zeigen?“

Im Klartext bekommst du meinen direkten Blick auf deine Situation – klar, wertschätzend und mit Impulsen, die dich weiterbringen.

Waldige Grüße

Nicole